(socialON) Der Breitbandausbau im Kreis Meißen stockt. Dies ist die neueste Erkenntnis der eigens von der Wirtschaftsförderung eingesetzten Beauftragten für den Landkreis. Für viele Bürger wird dies keine allzu neue Erkenntnis sein, plagen sie sich doch tagtäglich mit den Problemen eines sehr langsamen Internetanschlusses, wenn es denn überhaupt eine Möglichkeit gibt eine Verbindung zur digitalen Welt aufzubauen. Auch die Verantwortlichen in Kreis und Land sollten dies eigentlich bereits wissen.
Bereits im Jahr 2011 gab es groß angelegte Untersuchungen um den Bedarf und den Ausbauzustand des schnellen Internets festzustellen. Die Ergebnisse der damaligen Untersuchungen entsprachen den Erwartungen. In den größeren Städten ist der Anbindungsgrad relativ hoch, in den ländlichen Regionen eher schwach. Der Bedarf war und ist hoch und sollte nach Erkenntnissen dieser Auswertungen in den nächsten Jahren sogar noch ansteigen. Auch die neueste Untersuchung kommt, wenig überraschend, zu denselben Ergebnissen, denn trotz kostspieliger Gutachten – passiert ist bisher nicht viel.
Der Hoffnungsträger ist nach wie vor die kabellose Anbindung an das für viele immer noch unbekannte neue Hochgeschwindigkeitsfunknetz LTE. Doch weil die Mobilfunkbetreiber aufgrund der im Kauf der Rechte verankerten Verpflichtungen 80% der Bürger im ländlichen Raum des Landkreises zu versorgen inzwischen rein rechtlich erfüllt haben sind hier kaum weitere Fortschritte zu erwarten. Die Versorgung mit DSL Anschlüssen hat sich bis heute darüber hinaus kaum verbessert.
Auch wer in einem Gebiet wohnt in welchem das hoch angepriesene LTE verfügbar ist, hat deswegen noch lange kein schnelles Internet. In vielen Gebieten in denen LTE verfügbar ist gibt es nur das so genannte „outdoor-LTE“. Um dies überhaupt nutzen zu können, benötigt man eine Antenne, die nicht gerade unaufwändig an Fassade oder Dach angebracht werden muss. Während dies für Besitzer von Häusern noch akzeptabel sein wird, ist dies für Mieter nur selten realisierbar. Doch auch wer diese Hürde nimmt oder das Glück hat „indoor LTE“, welches man auch ohne Antenne nutzen kann, zu empfangen, für den ist noch lange nicht alles in Ordnung.
Während die Anschlüsse deutlich teurer sind als normale DSL Anschlüsse und auch die Geräte, die benötigt werden, meist gegen Gebühr vom Anbieter gemietet werden müssen, handelt es sich hierbei noch lange nicht um einen echten Breitbandanschluss. Denn während die Telekom für ihre Drosselpläne im DSL Bereich zuletzt heftig kritisiert worden ist, sind Drosselungen im kabellosen Breitband seit Start der Technologie an der Tagesordnung. Im günstigsten Tarif ist der Traum vom schnellen Internet bei 10GB häufig schnell vorbei. Dies entspricht zum Beispiel 2 DVDs im Monat, bevor es wieder im gewohnten Schneckentempo vorwärts geht. Eine Nutzung der in der Entwicklung befindlichen Cloud Systeme ist mit einer solchen Technologie undenkbar.
„Nach jahrelanger Untätigkeit und inzwischen veralteten Analysen müssen die Kreisverwaltung und Gemeinden nun endlich handeln.“, fordert Michael Bauschke, Netzaktivist und Beisitzer der Piratenpartei Meißen. „Nachdem in der Förderperiode 2011 lediglich Gutachten erstellt worden sind und keine einzige Ausschreibung im Kreis Meißen stattfand, sehe ich die öffentliche Verwaltung in der Pflicht das neue Programm der Staatsregierung endlich für echte Aktionen einzusetzen.“ In diesem Jahr stellt die sächsische Staatsregierung 40 Millionen Euro zur Verfügung um den Breitbandausbau zu fördern. Anträge können aber nur Gemeinden und Landkreise einreichen. Der Bundesgerichtshof hat einen Internetanschluss vor einigen Monaten als wichtigen Bestandteil des Lebens definiert dessen nicht vorhanden sein sich signifikant im Alltag bemerkbar macht. Im Sinne aller Bürger das Landkreises bleibt zu hoffen, dass dieser Appell bei den Verantwortlichen Gehör findet.
Sören Skalicks
Vorsitzender Kreisverband Meißen
Pressebeauftragter Landkreis Meißen
Piratenpartei Kreisverband Meißen
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01651 Meißen