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21. November 2024
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Smarter Reisen mit digitalen Technologien

(socialON) Smarter Reisen mit digitalen Technologien. Acht von zehn Verbrauchern buchen Reiseleistungen online
und zwei Drittel der Touristik-Unternehmen investieren in digitale Angebote wie Apps. Am 9. März startet die ITB in Berlin.

Der Familienurlaub wird mit Hilfe von Big-Data-Analysen maßgeschneidert, das Hotel durchstreift man vor der Buchung mit einer Virtual Reality Brille und eine Smartphone-App hilft beim Kofferpacken. Digitale Technologien machen Reisen bequemer, effizienter, intelligenter – und verändern dadurch die Reisebranche von Grund auf. Das zeigt eine repräsentative Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Dafür wurden 803 Internetnutzer sowie 103 Manager von Touristikunternehmen befragt. Dass die Online-Buchung längst selbstverständlich ist, zeigt die Verbraucherbefragung.

Demnach haben acht von zehn Internetnutzern (80 Prozent) bereits Flüge, Unterkünfte oder Mietwagen im Netz gebucht. Wenn es um kommerzielle Unterkünfte geht, sind vor allem Websites wie Booking.com oder HRS beliebt – 67 Prozent der Internetnutzer, die online eine Unterkunft gebucht haben, haben schon solche Angebote genutzt. Doch die Digitalisierung wird das Reisen noch viel tiefgreifender verändern. Nach Ansicht der meisten Experten (71 Prozent) wird im Jahr 2025 die gesamte „Customer Journey“ – also der Prozess von der Buchung bis zur Rückschau auf die Reise – digital abgewickelt. Und die Branche reagiert auf diesen Trend: Bereits heute investieren gut zwei Drittel (68 Prozent) der Touristik-Unternehmen in digitale Angebote, die über einen einfachen Webauftritt hinausgehen, beispielsweise Apps.

Fast jeder zweite Anbieter wertet soziale Medien aus, um Reisenden individuelle Angebote machen zu können. „Wie wir die schönsten Wochen des Jahres planen, organisieren und verbringen, wird künftig auch ganz entscheidend vom Einsatz digitaler Technologien wie Big Data und Virtual Reality, Social Media und neuen Plattformen geprägt sein“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Unternehmen der Touristikbranche müssen sich intensiv mit diesen Innovationen auseinandersetzen, ihre Geschäftsmodelle prüfen und gegebenenfalls anpassen oder sogar komplett erneuern“, so Rohleder. Die Unternehmen sind hierfür offenbar aufgeschlossen: So sehen die befragten Manager die Digitalisierung mit überwältigender Mehrheit (94 Prozent) eher als Chance denn als Risiko. Weitere Ergebnisse der Studie:

Verbraucherbefragung
Das Internet ist für die Verbraucher schon heute zum Dreh- und Angelpunkt bei der Reiseplanung geworden, vor allem was die Reisebuchung angeht. 66 Prozent haben bereits Übernachtungen im Netz gebucht, 56 Prozent Flüge und 45 Prozent Mietwagen. Aber auch Bahnfahrkarten (39 Prozent), Pauschalreisen (35 Prozent) oder Fernbustickets (14) werden von den Verbrauchern online organisiert. Ein Viertel (24 Prozent) erklärt sogar: Ich buche meine Reisen fast ausschließlich im Internet.

Für die Buchung von Urlaubsunterkünften sind bei den Verbrauchern derzeit Plattformen für kommerzielle Angebote von Hotels und Ferienwohnungen wie Tripadvisor oder Ab-in-den-Urlaub.de besonders beliebt. 67 Prozent der Internetnutzer, die schon einmal eine Unterkunft im Netz gebucht haben, haben dabei solche Plattformen für kommerzielle Unterkünfte genutzt. „Der Urlauber hat hier die Wahl aus einem riesigen Angebot und kann es einfach mit ein paar Klicks nach seinen Auswahlkriterien sortieren, etwa nach Zimmerausstattung, Lage oder Preis“, so Rohleder. Ähnlich viele Befragte (60 Prozent) haben direkt auf der Website von Hotels oder Ferienwohnungen gebucht. Darüber hinaus sind neue Online-Dienste, die alternative Übernachtungsmöglichkeiten wie Privatwohnungen bieten, im Kommen. 15 Prozent derjenigen, die schon online eine Bleibe reserviert haben, haben sich für eine bezahlte Privatunterkunft entschieden, zum Beispiel über Airbnb oder 9flats. 10 Prozent haben zudem Couchsurfing genutzt, sind also kostenlos bei einer Privatperson untergekommen. „Neue Online-Dienste bieten nicht nur für junge Menschen mit schmalem Geldbeutel häufig tolle Alternativen zu den etablierten Beherbergungsbetrieben“, so Rohleder.

Vor Reiseantritt, aber auch während der Reise spielen digitale Technologien eine wichtige Rolle. Dass die Urlaubsfotos mit dem Handy gemacht werden statt mit der Digitalkamera, ist für viele Verbraucher längst selbstverständlich. 45 Prozent der Internetnutzer sagen sogar: Meine Urlaubsfotos mache ich überwiegend mit dem Smartphone. Jeder fünfte Internetnutzer (19 Prozent) verwendet zudem Reise-Apps, etwa zur Übersetzung oder Währungsumrechnung oder für die Stadt- und Museumsführung.

Expertenbefragung
Die Befragung von 103 Geschäftsführern bzw. Vorständen von Unternehmen aus dem Touristiksektor zeigt weitere Trends im E-Tourismus. Demnach wird es im Jahr 2025 verbreitet sein, dass Reisen mithilfe von Big-Data-Analysen persönlich auf Verbraucher zugeschnitten werden – das sagen 97 Prozent der Tourismusmanager. 74 Prozent erwarten zudem, dass es in neun Jahren schon üblich sein wird, nur noch ein digitales Ticket für alle Reisedienstleistungen zu nutzen, also beispielsweise für Flüge, Mietwagen oder Bahnfahrten. Außerdem wird sich der Trend zum Sharing fortsetzen. Verbraucher werden sich zum Beispiel zu Reisegemeinschaften zusammenschließen und so von Vergünstigungen profitieren. Gut die Hälfte der Befragten (55 Prozent) geht davon aus, dass dieses Modell im Jahr 2025 verbreitet sein wird.

Das vielleicht größte disruptive Potenzial für die Reisebranche bietet Virtual Reality (VR). Urlauber werden künftig mit Hilfe von VR-Brillen schon vor dem Urlaub ihr Hotelzimmer in Shanghai erkunden, den Ausblick vom Pariser Eiffelturm genießen oder am karibischen Traumstrand liegen können. Drei Viertel der Manager (74 Prozent) sagen, dass dieses Szenario im Jahr 2025 verbreitet sein wird. „Virtual Reality gehört zu den absoluten Megatrends und eröffnet gerade im Tourismus Möglichkeiten, an die wir vor einiger Zeit nicht mal gedacht hätten“, sagt Rohleder. Denn VR kann physische Reiseziele virtuell nachbilden. 64 Prozent der Befragten meinen, dass solche Szenarien im Jahr 2025 schon verbreitet sein werden und man auch einmal eine virtuelle statt einer tatsächlichen Reise unternimmt. Rohleder: „Virtuelle Reisen können gerade für Orte, die aktuell nur schwer zugänglich sind oder die gar nicht mehr existieren, interessant sein.“ Auch VR-Reisen zu digital produzierten Fantasieorten sind möglich. Ein Drittel (33 Prozent) der befragten Manager sagt, dass die Nutzung solcher Angebote im Jahr 2025 verbreitet sein wird.

Mit der zunehmenden Bedeutung digitaler Technologien im Tourismus verändern sich auch die Anforderungen an die Unternehmen der Branche. 84 Prozent der Befragten finden, dass stationäre Reisebüros ihr Angebot online ergänzen müssen. Denkbar wären zum Beispiel Apps, die es ermöglichen, während des Urlaubs die Buchung von unterwegs zu verwalten und zu ändern. 83 Prozent der Manager sind zudem der Meinung, dass das stationäre Reisebüro sein Angebot vor Ort um digitale Komponenten erweitern sollte, beispielsweise Virtual-Reality-Brillen. Wie fundamental sich der Markt wandelt, zeigt auch die folgende Zahl: Fast die Hälfte der Befragten denkt, dass die Digitalisierung Reiseveranstalter in großen Teilen überflüssig macht, weil Verbraucher ihre Reisen überwiegend selbst buchen und organisieren. Eine Ausnahme bilden nach Ansicht der Experten komplexe Reisen oder Luxusreisen, dort seien Reiseveranstalter weiterhin wichtig, wie 59 Prozent der Befragten meinen.

Die Branche reagiert auf diese Entwicklungen teils schon bzw. treibt sie selbst voran, wie die Umfrage zeigt. Gut zwei Drittel (68 Prozent) der Unternehmen investieren in digitale Angebote, die über den einfachen Webauftritt hinausgehen, etwa Apps. Und schon 43 Prozent sammeln und analysieren Daten aus dem Netz, zum Beispiel aus Foren und Sozialen Netzwerken, um individuelle Reiseangebote für ihre Kunden zu erstellen. Fast alle der befragten Manager (96 Prozent) geben zudem an, dass das eigene Unternehmen nicht mehr auf den traditionellen Vertrieb, sondern hauptsächlich auf Online-Vermarktung setzt, also seine Angebote zum Beispiel über eine Website vertreibt. „Neben einer Website sollten auch Maßnahmen wie der Eintrag in Online-Vergleichsportale, die Kooperation mit Online-Reisebüros und die Vermarktung über Soziale Medien für Reiseveranstalter oder Beherbergungsbetriebe heute selbstverständlich sein“, so Rohleder.

Das Wettbewerbsumfeld hat sich im Zuge der Digitalisierung ebenfalls verändert. Jedes vierte Touristikunternehmen (26 Prozent) betrachtet große Digitalunternehmen bei disruptiven Neuentwicklungen im Touristiksektor als Konkurrenz. 16 Prozent sehen zudem Start-ups als ernsthafte Mitbewerber, wenn es um bahnbrechende Innovationen geht. „Start-ups sollten von etablierten Unternehmen unbedingt sehr ernst genommen werden – auch und vor allem als mögliche Geschäftspartner“, so Rohleder. „In vielen Fällen entwickeln junge Unternehmen Lösungen, die helfen, bestehende Geschäftsmodelle für das digitale Zeitalter fit zu machen. Start-ups können für etablierte Touristikunternehmen der Türöffner zum E-Tourismus sein.“

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben der Touristikunternehmen ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden Geschäftsführer und Vorstände von 103 Unternehmen aus der Touristikbranche befragt. Die Angaben zu Verbrauchern basieren ebenfalls auf einer Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1008 Verbraucher ab 14 Jahren, darunter 803 Internetnutzer, befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.

Ansprechpartner
Angelika Pentsi
Pressesprecherin
T +49 30 27576-111
a.pentsi@bitkom.org

Miriam Taenzer
Projektleiterin Touristik
T +49 30 27576-106
m.taenzer@bitkom.org

Bitkom vertritt mehr als 2.300 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.500 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 Beschäftigten jährlich Inlandsumsätze von 140 Milliarden Euro und stehen für Exporte von weiteren 50 Milliarden Euro. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, 300 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 78 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, jeweils 9 Prozent kommen aus Europa und den USA, 4 Prozent aus anderen Regionen. Bitkom setzt sich insbesondere für eine innovative Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.

Quelle: Pressemitteilung bitkom vom 03.03.2016.

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